Wie geht man damit um, wenn Kinder viel weinen? Wenn sie laut und herzzerreißend weinen, sodass es einem eigentlich zu viel wird. Oder wie geht man damit um, wenn Kinder sauer sind und laut schreien? Das ist eine häufige Frage, da in solchen Situationen unsere eigene Hilflosigkeit, unsere Ängste und Selbstzweifel aufsteigen. Was habe ich jetzt falsch gemacht? Wie schaffe ich es, dass das Kind mit dem Weinen aufhört? Habe ich diese Wut etwa verdient? Starke Gefühle von Kindern fordern uns heraus. Wie helfen wir ihnen also, wenn sie sich nicht beruhigen können?
Als Mensch haben wir viele Emotionen. Wir sind mal wütend, traurig, fröhlich, entspannt, aufgeregt, eifersüchtig und so weiter und so fort. Das macht uns menschlich und ist gesund. Oftmals sehen wir Gefühle als schwierig an, weil sie unserem Alltag in die Quere kommen. Es ist manchmal schwer unseren starren Alltag beizubehalten, wenn wir starke Gefühle haben. Wir haben keine Zeit für Gefühle oder wir denken, dass es keinen Sinn hat seine Gefühle zu fühlen. Oder wir wissen überhaupt nicht, wie das geht! Da können Ängste auftauchen wie: „Was passiert wenn mich die Wut übernimmt und ich alles kaputt mache?“ oder „Was passiert, wenn ich anfange zu weinen und nie mehr aufhören kann?“ oder „Was ist wenn mich der Schmerz kaputt macht und ich durchdrehe?“.
Wenn ich sage, dass wir unsere Gefühle nicht fühlen wollen, dann meine ich unsere „schlechten“ Gefühle wie Wut, Eifersucht, Trauer, Langeweile, Angst. Mit den „guten“ Gefühlen haben wir in der Regel kein Problem. Die meisten sind gerne fröhlich, aber wütend eher nicht.
Wenn wir jedoch aufhören unsere Gefühle zu fühlen oder diese unterdrücken, dann verhärtet sich etwas in uns drin. Unser innerer Fluss stoppt. Es ist wichtig, dass wir unsere Gefühle fühlen, sonst werden wir unglücklich oder es tauchen seltsame Krankheiten in uns drin auf. Das hat etwas mit unserem Nervensystem zutun. Wenn in uns Gefühle entstehen, wird unser Nervensystem erregt. Das ist erst mal nichts Schlechtes, sondern hilft uns mit Tatkraft durch den Tag zu gehen und Probleme zu bewältigen. Allerdings ist es genauso wichtig, dass sich unser Nervensystem wieder entspannt. Und das passiert nicht, wenn wir unsere Gefühle unterdrücken. Wenn wir das tun, ist und bleibt unser Nervensystem nämlich angespannt. Jeder kann sich vorstellen, dass das nicht lange gut geht. Die Anspannung wird auf den ein oder anderen Weg wieder hervorbrechen. Vielleicht haben wir plötzlich einen Wutanfall oder können nachts nicht schlafen, weil wir einfach nicht entspannen können.
Wenn wir unsere Gefühle jedoch fühlen, dann sind sie oftmals gar nicht so eine große Sache. Sie gehören einfach zum Leben dazu und man braucht sie gar nicht so ernst nehmen. Wenn wir uns ihnen liebevoll zuwenden, können einfach durch uns durchwandern und genau dann entspannt sich unser Nervensystem auch wieder. Wenn uns das schwerfällt, dann ist es keine Schwäche, wenn wir uns dafür Hilfe suchen. Weinen sollte normal sein, Wut sollte normal sein. Es ist nur wichtig, dass wir diese starken Emotionen nicht auf unsere Kinder richten und sie damit verängstigen. Wenn wir in der Gegenwart von Kindern sind, ist es wichtig, dass wir versuchen uns zu sammeln.
Kinder brauchen erwachsene, vertraute Bezugspersonen, um ihre Gefühle zu verarbeiten. Kinder können noch nicht alleine die Anspannung in ihrem Nervensystem lösen. Sie brauchen ein Gegenüber, das mit ihnen durch ihre Gefühle geht, ohne, dass der Erwachsene diese Gefühle unterdrücken oder loswerden will. Sie brauchen ein Gegenüber, dass keine Angst vor Gefühlen hat und sie geduldig begleitet. Wenn ein Kind also viel weint, dann hat es gerade vermutlich viel Angst und Trauer im Körper. Das sind ganz normale Gefühle, die im Leben eines Menschen und auch eines Kindes auftauchen. Genau dann ist es wichtig das Kind weinen zu lassen, ohne das ändern zu wollen. Es ist wichtig dem Kind zu zeigen, dass es weinen darf und deshalb nicht falsch ist. Wir sollten aufhören Angst vor den Gefühlen der Kinder zu haben. Wir sollten anfangen diese zu respektieren. Das bedeutet natürlich auch, dass wir unsere eigenen Gefühle akzeptieren müssen. Wir müssen Gefühle ganz im Allgemeinen akzeptieren lernen. Das ist in unserem Leben oftmals nicht so einfach. Es gehört viel Mut dazu sich seinen Gefühlen zu stellen. Genauso wie es viel Mut kostet sich den Emotionen der Kinder zu stellen.
Wenn uns die Gefühle von Kindern überfordern, dann müssen wir lernen mit unseren eigenen Gefühlen umzugehen. Weinende Kinder sind nicht das Problem. Ganz im Gegenteil – es bedeutet, dass sie lebendig und menschlich sind. Wir müssen eine andere Sicht auf Gefühle und den Umgang mit ihnen gewinnen. Dann werden aus schwierigen Emotionen geteilte wertvolle Momente mit dem Kind. Wir sollten anfangen uns von den Gefühlen der Kinder berühren zu lassen. Das ist heilsam!
Dieser Blogbeitrag wurde von Louisa geschrieben. Sie ist Praktikantin bei BunteKinder, studiert Erziehungswissenschaften und ist selbst hochsensibel.