In diesem Video möchte ich auf ein wirklich heikles Thema zwischen päd. Fachkräften und Eltern eingehen und dieses Thema taucht in meinen Coachings ständig auf. Ehrlich gesagt macht es mich wütend und hilflos zugleich, denn es ist so ersichtlich, wie sehr die päd. Haltung der Einrichtung beeinflusst, ob gerade Kinder die „anders“ sind, sich dort willkommen fühlen können.
Kinder, die in der Eingewöhnung einen Einbruch haben, oder einfach viel Zeit brauchen, brauchen vor allem eins: Bindung und KEINEN Druck.
Ihr Nervensystem braucht Zeit um sich wirklich sicher zu fühlen und deswegen beobachten sie viel, beteiligen sich oft weniger, können nicht gut in Kontakte finden (richtig viel Stress), sondern hängen sich an die Bezugsperson und wollen am Liebsten dort die ganze Zeit bleiben.
Natürlich ist es der Job einer päd. Fachkraft dem Kind Stück für Stück zu helfen sich zu lösen und selbstständiger zu werden, aber wir können das von einem Kind ERST erwarten, wenn es sich sicher fühlt!
Wenn wir also den Fokus weglegen würden davon, dass es doch bitte alles schneller gehen soll und päd. Fachkräfte und Eltern Druck auf das Kind ausüben und stattdessen uns die Frage stellen: Was braucht das Kind von uns, um sich noch geborgener zu fühlen?… könnten wir wohl Welten bewegen.
Leider ist die Realität, dass „anderes“ Verhalten zu Irritation führt und diese Irritation bei einer unbewussten oder veralteten Haltung schnell dazu führt, dass Druck gemacht wird und suggeriert wird, etwas würde mit dem Kind, oder der Erziehung der Eltern nicht stimmen.
Den Schuh müsst ihr euch nicht anziehen! Es ist NICHTS falsch daran Kindern Bindung anzubieten und kritisch zu sein, wenn man spürt, dass das Kind noch nicht wirklich sicher eingewöhnt ist. Es ist auch nichts falsch daran nachzufragen und ab und zu Pausentage zu machen, damit sich das Nervensystem des Kindes wieder beruhigen kann. Was sich Eltern hochsensibler Kinder leider bewusst machen müssen, ist, dass diese Kinder durch ihr „anderes“ Verhalten auffallen und irritieren (Erwachsene) und es dadurch auch immer wieder zu fordernden Situationen kommen kann. Aber, ganz oft ist es genau dieses „Anderssein“ was auch aufwecken und Menschen inspirieren kann neue Wege zu denken und auszuprobieren und dadurch haben sie die Chance für sich selbst neue Erfahrungen zu machen und eventuell auch ihre Haltung zu „ändern“ 😉
Teilt eure Erfahrungen von Herzen gerne!
Und ich weiß natürlich, dass es ganz viele tolle Kitas gibt! Ich hab jahrelang in so einer gearbeitet 😉 aber leider ist es auch Realität, dass in einigen päd. Einrichtungen nicht sehr individuell und bedürfnisorientiert gedacht und gearbeitet wird.
Wenn du mehr über das Thema erfahren möchtest, kannst du hier weiterlesen:
Und hier ein super spannender externer Artikel, in dem ihr noch mehr zum Thema Nervensystem erfahren könnt
Liebe Verena, liebe andere Eltern,
vielen Dank für den Beitrag zum Thema Druck während der Eingewöhnungszeit!
Ich möchte hier schildern, wie das bei uns war und damit Eltern, die in einer ähnlichen Situation sind, Mut machen, etwas zu ändern.
Meine Tochter kam vor einem Jahr in den Kindergarten. Sie hat sich riesig darauf gefreut, die erste Woche lief super. Sie hatte riesengroßes Vertrauen zu den beiden Erzieherinnen in der Gruppe. Nun ja, es lief zu gut. Paradox. Sie wurde nicht mehr beachtet, weil da eben noch so viele andere Kinder waren, die eingewöhnt werden mussten und eben lauter waren, mehr weinten usw. als sie. So war jedes Vertrauen verloren – meine Tochter ist der Erzieherin ausgewichen, z.B. weggerutscht, wenn diese sich neben sie setzten wollte. Das gewonnenen Vertrauen war missbraucht. Meine Tochter schwer enttäuscht.
Wir haben versucht, in der Einrichtung zu erklären, dass sie gar nicht viel braucht. Nur gesehen und angenommen werden muss, wie sie ist, damit sie auch in der Gruppe sein kann, wie sie ist. Keine Extrauwürste.
Mehrfach wurde ich von der Einrichtungsleitung und einer der beiden Gruppenerzieherinnen dafür verantwortlich gemacht, dass “es nicht läuft”, weil ich meiner Tochter manchmal “Mama-Tage” als Auszeit gegönnt habe und weil ich morgens zu ihr sagte, dass ich weiß, dass es ihr schwer fällt, reinzugehen – wenn das so war. Die Erwartungshaltung war, “Sie muss da eben durch” – egal wie. Dann lernt sie es schon und gewöhnt sich d’ran.” Nun ja, das war aber nicht der Weg, den ich für mein Kind wollte.
Meine Tochter hat nun nach einem Jahr (!) Kindergarten keinen einzigen Freund dort. Es ist ihr unangenehm, wenn wir andere Kinder aus dem Kindergarten im Ort treffen. Es ist ihr total egal, wer schon da ist, wenn sie kommt. meist spielt sie offenbar allein oder gar nicht. das rauszubekommen, war allerdings nicht ganz einfach, weil uns schlicht immer gesagt wurde, es sei alles ok. Der Bitte nach Gesprächen wurde nicht nachgekommen -auch nicht nach Schilderungen des wirklich sehr stark veränderten Verhaltens an den Nachmittagen im Vergleich zu der Zeit vor dem Kindergarten und auch in den Ferien. Uns wurde gesagt, es gäbe eben Kinder, die nur auf der Fensterbank säßen und beobachten würden. Im Kindergarten ging es ihr gut. Wir haben uns abgespeist gefühlt.
Wir haben nach langem Überlegen, viel Kraft und schlaflosen Nächsten, einem Jahr Spannungen in unserer Familie einen Schlussstrich gezogen. Ab nächster Woche wird meine Tochter einen neuen Kindergarten besuchen. Sie freut sich riesig darauf und fragt, wie die Kinder heißen, die in ihrer Gruppe sind, möchte gern, dass ein Mädchen, das sie beim “Probespielen” kennengelernt hat, ihre Freundin wird. Ob das klappt? ich weiß es nicht. Ich weiß nur – und dafür möchte ich hier eine Lanze brechen: wenn etwas nicht passt und es ist in der Einrichtung nicht zu ändern, weil das Verständnis für das Kind ein zu unterschiedliches ist, ist es besser, den Schlussstrich schneller zu ziehen als lange zu überlegen.
Wir haben u.a. darum so lange gewartet, weil wir Angst hatten, unsere Tochter würde es nicht verstehen. Sie könnte verwirrt sein und wir würden ihr signalisieren, dass es keinen Sinn hat, in Beziehungen zu investieren. Wir wollten ihr Stabilität bieten.
Ich hoffe sehr, dass sie diese Stabilität nun in der neuen Einrichtung gewinnen wird. Nämlich Vertrauen und Beziehungen die bleiben. Auch wenn es mal Tiefs gibt. Und ich möchte anderen Eltern Mut machen auf das, das sie von ihrem Kind wissen, zu vertrauen.
Ein lieber Gruß
Emma
Liebe Emma,
wow ich danke dir für deine Schilderungen. Ich glaube es ist so wertvoll diese Erfahrungen zu teilen, damit andere Mütter erfahren dürfen, dass sie mit ihren Schwierigkeiten nicht allein sind! Ich höre es so oft in den Coachings, dass die Eltern dann für das Verhalten verantwortlich gemacht werden… anstatt dass man schaut, was das Verhalten sagt und was es dann eben braucht. Meistens einfach nur Bindung und Zeit. Ich beglückwünsche dich von ganzem Herzen zu der Entscheidung die Kita zu wechseln! Ich habe viele “Wechselkinder” erlebt, als ich in einem integrativen Kindergarten gearbeitet habe und habe oft erlebt, dass die Kinder die Situation sehr gut meistern konnten! Ich drück euch alle Daumen! Herzlichst Verena