Der Fokus unseres gesamten Lebens sollte darauf liegen, an der Beziehung zu uns selbst zu arbeiten. Das ist Wohl die Größte (wenn auch nicht neue) Erkenntnis aus meinem vergangenen Wochenende. Ein Wochenende mit dem Fokus Selbstliebe… drei Tage ein Seminar, um sich genau damit intensiv zu beschäftigen. Und ich sitze hier beim Schreiben und habe das Gefühl, ich finde gar nicht die richtigen Worte dafür. Denn alles ist noch so im Prozess und fast ein bisschen surreal und verrückt und aufwühlend und bestätigend und glücklich machend…

 

Was ich im Moment am meisten fühle, ist Dankbarkeit. Es ist, als hätte endlich jemand die richtigen Worte für meine Art von Gedanken und Wahrnehmung gefunden. Als wären genau die richtigen Impulse zu mir gekommen, um mich mit meinen aktuellen Themen weiterzubringen. Es hat sich so sehr bestätigt, dass dieses achtsame und sehr bewusste im Fluss leben, genau das Richtige für mich im Moment ist. Ich sehe die Themen, die sich zeigen möchten, ich greife dann zum richtigen Buch, oder Seminar, treffe die richtigen Leute, habe die passenden Träume, falle in die entsprechenden Täler, stehe auf den schönsten Höhen und nehme all das an. Die Trauer, wie die Freude und auch die Aufregung und Angst. Es gehört alles zu mir. Ich zwinge mich nicht mehr zum Bouldern, wenn ich spüre, dass mein Körper Ruhe und Sanftheit möchte, ich spüre hin, was sich in diesem Moment gut anfühlt. Ich erlaube mir, auch mal etwas Ungesundes zu essen, und stelle fest, es bringt meinen Darm nicht um. Ich höre auf mich so viel zu „zwingen“ und mit meinem Willen den Tag zu bestreiten und das fühlt sich so gut an. Und natürlich bin ich gerade in dem Luxuszustand frei zu haben, Zeit zu haben und keine Verantwortung, außer die für mich selbst. Aber genau die, nehme ich endlich, endlich mal ernst.

 

 

Selbstliebe und Selbstverantwortung

 

Bewusst Pause machen, bewusst genießen, bewusst selbst belohnen… ja das tut gut!

 

Theoretisch wusste ich natürlich, wie wichtig das ist. Aber wirklich spüren, kann ich das erst seit ein paar Wochen und das Seminar war wie ein nächster Schritt. Es hat mir noch mehr geholfen den Fokus weg von anderen, hin zu mir zu verlegen. Diese verzweifelte, bedürftige Suche nach einem passenden Gegenstück, einer endlich tollen Beziehung und einem Menschen, der alles endlich, endlich gut machen wird… die kenne ich so gut. Begleitet mich seit Jahren und hat zu unfassbar viel Herzschmerz, Verzweiflung, Drama und Selbstabwertung geführt. Und die Ergebnisse waren auch nur temporär zufrieden stellend. Ich habe immer das Bedürfnis gehabt, Antworten zu finden. Was hat nicht gepasst? Was hätte ich anders machen können? Über welche Schatten konnte mein Gegenüber nicht springen und und und. Mindfuck ohne Ende, der ohnehin zu nichts führte, außer zu schlaflosen Nächten und noch mehr Tränen. Und jetzt habe ich einen Menschen erlebt, der sich einfach selbst ausfüllt. Und der dadurch freier ist, als alle Menschen, die ich kenne. Und es ist so wahnsinnig schwer, denn wir haben es nie gelernt. Aber ich spüre es in der letzten Zeit immer mehr. Die Zeit des Alleineseins tut mir gut. Ja, sie wirbelt vielen alten Schmerz wieder nach oben, aber sie bringt mich wieder mit mir selbst in Verbindung. Und wie oft verliere ich die Bindung zu mir selbst… viel zu oft… oder ich drücke sie sogar mit Absicht weg, zu Gunsten eines anderen Menschen. Dabei ist das der Schlüssel.

 

Ich hab keine Ahnung warum, aber obwohl ich echt Schiss vor dem Wochenende hatte, war alles gut, als ich endlich dort war. Es war, als könnte ich ein bisschen ernten, was meine Arbeit mit mir selbst betraf, denn ich blieb die ganze Zeit in der Verbindung zu mir selbst. Sicherlich auch deshalb, weil das ein wesentlicher Aspekt des Seminars war. Und aus diesem Grundgefühl heraus brauchte ich keine Masken, keine Mauern und keine Ängste. Das war eine total verrückte Erfahrung. Ich war da, mit dem, wie ich mich gefühlt habe. Und weil ich einfach ich war, war es überhaupt nicht mehr schwer in Kontakte zu treten und die unterschiedliche Art von Verbindung mit anderen Menschen bewusst zu spüren und zu leben. Normalerweise bin ich gehemmt und schüchtern und strahle dann eine gewisse Unnahbarkeit aus, was mich in Seminaren fast immer automatisch zum Außenseiter machte, oder zur Unsichtbaren. Nichts davon war an diesem Wochenende der Fall. Ich war entspannt, fühlte Kraft in mir und hatte keine Angst anderen zu begegnen. Weil ich einfach so zufrieden mit mir selbst war, weil ich in den letzten Monaten gelernt hab, mich wohl mit meinem Körper und mit meiner Seele zu fühlen und weil ich die Erfahrungen machen durfte, dass Menschen mich genau deswegen mögen. Mit diesem neu erarbeiteten Urvertrauen im Gepäck, konnte ich noch viel, viel tiefer eintauchen. In mich selbst und in die Begegnung mit anderen Menschen.

 

Tatsächlich fühlte es sich so an, als wäre ich endlich durch die Türe gegangen. Jahrelang hockte ich vor dieser verdammten Tür, in meinem selbst gebastelten Sicherheitskäfig und hab rausgeschaut. Hab anderen Menschen beim Leben zugeschaut und bin daran fast verzweifelt. Die Tür war die ganze Zeit offen, aber ich hatte so eine Angst, da hindurch zu gehen. Was würde passieren ohne meinen sicheren Käfig? Wer würde mich wieder verletzen? Würde ich noch mehr Verletzungen überhaupt überleben können? Also erschien mir der Käfig, als der sicherste Ort. Und jahrelang war Sicherheit meine oberste Priorität. Sie machte mich aber nicht glücklich. Und jetzt… habe ich schon die ganze Zeit gespürt, wie ich der Türe immer näher komme, ja sogar manchmal kurz rausgeschaut habe und die frische Luft an meine Seele ließ. Ein Prozess, der nötig war, der lange ging und viel Arbeit bedeutete. Und dann… schwupps, stand ich plötzlich draußen! Einfach so. Es war gar nicht schwer. Es war eine Entscheidung, es war die logische Konsequenz aus meinem bisherigen Leben, es war einfach an der Zeit. Es gibt keinen Grund mehr mich zu verstecken! Dafür unzählig viele Gründe mich jetzt zu zeigen und vor allem zu leben. Ich will einfach leben! Leben und dem Flow folgen und sehen was geschieht und viele, tolle Menschen in mein Leben ziehen, die mich dabei begleiten.

 

Auf zu neuen Wegen

 

 

Es ist verrückt, denn ich hab keine Ahnung, wo es mich hinführen wird. Zukunftspläne, die bestanden, stammen aus der Käfigzeit, sie passen nicht mehr zu mir. Sie waren notwendig, um endlich heraus treten zu können, aber jetzt dürfen sie gehen. Und ich darf den Mut haben, neue und andere Entscheidungen zu treffen. Entscheidungen die zu mir passen und nicht zu der Gesellschaft und den Vorstellungen anderer Menschen. Es ist mein Leben und nur ich hab es in der Hand, es auszufüllen. Die Füllung wird sich zeigen und manches ist auch schon da, ich muss es nur noch einladen und mutig sein. Ich zweifel nicht mehr daran, dass ich den Mut haben werde, trotz meiner Ängste. Und dieses Gefühl fühlt sich verdammt gut an.

 

Unser Seminarleiter hat eine wunderbare, absolut inspirierende Vision. Er möchte bereits Kindern beibringen, sich selbst zu lieben. Denn das ist nichts, was uns in den Schulen beigebracht wird. Auch nicht, wie man achtsam kommunizieren kann und trotzdem klar lernt „nein“, oder „ja“ zu sagen. Und ich habe dazu, so ein klares JA in mir selbst gespürt. Denn im Prinzip ist es das, worum es mir immer mehr bei „Bunte Kinder“ geht. Gar nicht mehr nur zwingend um Hochsensibilität, sondern darum, Kinder so zu unterstützen, dass sie sich angenommen und geliebt fühlen und sie daraus heraus sich selbst toll finden und stark fühlen können. Und parallel dazu ist es so wichtig, gerade für uns hochsensible Erwachsene, an unserer Selbstliebe zu arbeiten, denn all unsere Verletzungen, Mauern, Masken usw. wirken auf die ein, oder andere Art darauf, wie wir mit unseren Kindern umgehen und was wir ihnen als Vorbilder vermitteln.

 

Meine Ausbildung zur Erzieherin war für mich, wie der Beginn zu einer Reise zu mir selbst. Denn die Arbeit mit Kindern fordert einen automatisch dazu heraus, seine eigene Biographie anzuschauen, Trigger zu erkennen und zu verstehen und lernen neu damit umzugehen. Kinder sind Einladungen an uns, spiegeln uns, triggern uns, fordern uns und machen uns, wenn wir bereit sind unsere Themen anzuschauen, zu besseren Menschen.

 

Ich fühle mich im Moment einfach so unendlich dankbar für so ziemlich alles und werde jetzt weiterhin meine Eindrücke und Erkenntnisse von dem vergangenen Wochenende sortieren, verstehen und integrieren. Und ich wünsche euch allen einen tollen Wochenstart mit einer verdammt großen Portion Selbstliebe und Freude am Leben.