Ein hochsensibles Kind, braucht eine sensible und feinfühlige Eingewöhnungszeit!

 

 

Ich habe das Gefühl, dass dieses Thema viele Mütter von „bunten“ Kindern betrifft. Irgendetwas geht während der normalen Eingewöhnungszeit schief und das Kind will partout nicht allein in der Kita bleiben. Alle sind ein bisschen überfordert mit der Situation, den Müttern bricht es das Herz, wenn ihr Kind bitterlich beginnt zu weinen und die Kinder sind durch die neuen Umstände verunsichert. In einem älteren Blogartikel habe ich 8 Punkte besprochen, die eine gute Basis für eine stabile Eingewöhnung schaffen. Doch nicht immer läuft diese Zeit reibungslos ab und ich möchte heute ganz speziell auf die Probleme eingehen und auch Ideen und Lösungen aufzeigen.

 

Vergiss nie, dass dein Kind absolut einzigartig ist, und meine Vorschläge dir vor allem als Input dienen können.

 

Um ganz konkret schreiben zu können, habe ich mir ein Kind, als Fallbeispiel ausgedacht. Quasi meine persönliche Mischung aus meinen hochsensiblen Kindern in der Kita. Ich möchte dir also Nele vorstellen!

 

Nele ist 3 Jahre alt und gerade in der Eingewöhnungszeit. Sie ist ein zurückhaltendes Mädchen, was gerne beobachtet und viel Sicherheit über die Anwesenheit ihrer Mama gewinnt. Ihre Mama, Anna, hat sich in weiser Voraussicht viel Zeit freigeräumt, um Nele in den ersten Wochen in der Kita keinen Druck machen zu müssen. Sie kennt ihre Tochter sehr gut, weiß wie feinfühlig Nele ist und hatte schon vor dem Eintritt in die Kita Sorgen, ob dieser Schritt richtig ist und ob Nele das ohne sie schaffen kann. In der ersten Woche war sie immer im Kindergartenalltag dabei. Solange sie da ist, scheint auch alles in Ordnung. In der zweiten Woche sollte Anna für eine viertel Stunde die Kita verlassen, doch Nele hat so fürchterlich geweint, dass sie es nicht über das Herz bringen konnte zu gehen. Alle anderen Kinder sind ganz gut eingewöhnt, nur bei Nele ist es so schwierig. Anna hat auch Angst, dass es Nele irgendwie schadet, wenn sie so sehr weint und sie als Mama nicht für sie da ist. Aber irgendwie ist sie auch langsam genervt und am Ende ihrer Kräfte was das Thema betrifft, denn sie möchte mit der Arbeit wieder anfangen können und sich nicht immer solche Sorgen machen. Sie fängt an sich selbst in Frage zu stellen, die Erzieherinnen in Frage zu stellen und die Entscheidung, dass Nele in diese Kita gehen sollte und sie fängt an sich zu fragen, was sie falsch gemacht hat. Mit Nele und Anna wollen wir uns nun einmal das Thema Eingewöhnung und die Probleme dabei genauer ansehen.

Woran du überprüfen kannst, ob dein Kind bereits genug an die Erzieherin gebunden ist

 

Die Basis für eine gute Eingewöhnung ist die gute Beziehung zu der neuen Bezugserzieherin. In der Regel lernst du als Mama die Bezugserzieherin für dein Kind in eurem „Erstgespräch“ kennen. Dieses Gespräch findet vor der eigentlichen Eingewöhnung statt und dient zum Kennenlernen, Informationen austauschen und zum Planen der Eingewöhnungszeit. Diese Erzieherin wird in den ersten Wochen die Hauptansprechpartnerin für dich und dein Kind sein und die Entwicklungsgespräche führen. Es ist die Aufgabe dieser Bezugsperson eine sichere Bindung zu deinem Kind aufzubauen.

Erste gemeinsame Spielversuche, das Zeigen der Kindergartenräume, das Vorstellen anderer Kinder, oder Kolleginnen, all das fällt in ihren Zuständigkeitsrahmen. An ihr wird sich dein Kind zunächst orientieren. Es wird der neue sicherer Ort für dein Kind werden und da dein Kind hochsensibel ist, weißt du genau, wie wichtig das ist. Dein Kind braucht nämlich in dieser Umbruchsituation vor allem eins.

Sicherheit

 

 

Und da es dein Ziel ist, dass du irgendwann weggehen kannst, braucht dein Kind eine neue Ansprechpartnerin. Die Beziehung zu der Erzieherin deines Kindes ist also super, mega wichtig! Und zwar nicht nur für dein Kind, sondern auch für dich! Denn nicht nur dein Kind braucht Sicherheit, sondern auch du als Mama. Du vertraust diesem Menschen deinen wichtigsten Menschen an. Diese Beziehung ist also von größter Bedeutung! Und die gestalten alle gemeinsam. Werde aktiv, wenn du das Gefühl hast, dass du noch nicht genügend Vertrauen aufgebaut hast, und suche das Gespräch. Lerne die Erzieherin besser kennen, frage sie, beteilige sie, stelle Beziehung her!

 

Aber nun zurück zum Thema. Es gibt eine sehr einfache Möglichkeit für dich und die Erzieherin zu überprüfen, ob dein Kind bereit für eine richtige Ablösung ist. Sie heißt Trennung und tut kurz weh. Im besten Fall nur kurz. Wenn die Erzieherin in deinem Beisein bereits eine Verbindung zu deinem Kind hat (beim Berliner Eingewöhnungsmodell nimmt man sich dafür drei Tage Zeit), solltest du (nach Absprache) für ca. 15 Minuten die Kita verlassen. Bitte, NIEMALS ohne dich von deinem Kind zu verabschieden. Bei einem hochsensiblen Kind könnte es hilfreich sein, das Kind bereits morgens beim gemeinsamen Frühstück zu informieren. Unsere Beispielmama Anna könnte das z.B. folgendermaßen machen:

 

„Hey Nele, du kennst die Sabine(Erzieherin) ja schon ganz gut, gell. Und heute muss ich mal ganz kurz zur Post gehen, wenn du im Kindergarten bist und dann komm ich auch ganz schnell wieder.“

 

Fertig. Kein Drama, keine Diskussion, sondern eine klare Aussage, eine klare Haltung von deiner Seite. Im Kindergarten nimmt sich Anna Zeit, bis sie das Gefühl hat, dass sich Nele ganz wohl fühlt und mit der Erzieherin zusammen ein Buch liest, oder Ähnliches. Dann geht sie zu Nele und sagt ihr kurz, dass sie schnell zur Post geht und gleich wieder kommt. Sie verabschiedet sich von Nele und Sabine und geht! UND ZWAR WIRKLICH GEHEN. Anna geht, auch WENN Nele weint. Sabine ist bei Nele und tröstet sie. Die Trennung ist vollbracht.

 

Ja, Anna blutet das Herz! Liebe Mamas, das lässt sich für viele Mütter in der Eingewöhnungszeit leider nicht vermeiden. Anna macht sich natürlich auch ihre Gedanken… Sie hat Angst, dass es Nele irgendwie traumatisieren, oder anderweitig schaden könnte, wenn sie sie, als Mama alleine lässt. Die große Frage ist: Wie hat sich Nele verhalten.

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Variante 1

 

 

Wenn Nele geweint hat und dann mit Sabine weiter das Buch lesen konnte, oder etwas anderes mit ihr gemacht hat, dann ist die Welt total in Ordnung. Anna kann drei Kreuze machen und mit Sabine weiterplanen, wie lange sie beim nächsten Mal wegbleibt. Aber Anna muss sich auch darauf einstellen, dass Nele weinen wird.

 

Du musst dir als Mama keine Sorgen machen, wenn sich dein Kind von der Erzieherin innerhalb eines kurzen Zeitraumes beruhigen lässt! Dein Kind wird kein Trauma erleiden!

 

 

Stattdessen wird es lernen, dass es auch anderen Menschen vertrauen kann und es wird lernen mit seinen eigenen Emotionen umzugehen. Es wird auch lernen dir zu vertrauen, denn du holst es schließlich jeden Tag wieder ab! Und mal ganz ehrlich… ich kann es sehr gut verstehen, dass man morgens lieber bei der Mama bleiben möchte, statt in die Kita zu gehen. Wollen wir nicht auch als Erwachsene uns lieber noch an den Partner kuscheln, anstatt in die Arbeit zu fahren? Zu weinen ist erstmal nichts Schlimmes. Emotionen können raus! Und Emotionen dürfen sein und brauchen ihren Raum. Gerade bei unseren hochsensiblen Kindern!

Einen interessanten Artikel zum Thema weinen findest du hier.

 

Mir ist es wichtig, Kinder mit diesen Emotionen anzunehmen. Wenn ich ein Kind auf dem Schoß habe, dass traurig ist, weil die Mama weg ist, dann rede ich mit ihm darüber, oder frage nach. Manchmal tut es auch gut einfach nur zu kuscheln und gehalten zu werden. Ich gebe dem Kind Raum für das Gefühl und sprech ihm dieses Gefühl NICHT ab. Es hilft nicht, wenn man als Mama, oder Erzieherin dem Kind versucht zu verklickern, dass das alles ja gar nicht so schlimm ist. DOCH. Jetzt gerade fühlt es sich aber schlimm an.

 

Und wie wir wissen, brauchen hochsensible Kinder besonders das Gefühl in ihren Emotionen angenommen und gesehen zu werden. Anna könnte das auch Nele mitteilen.

 

„Ich weiß, dass du traurig bist, weil ich jetzt gehen muss.“

 

Es ist wichtig, klar zu sein! Wenn dein Kind spürt, dass du es eigentlich gar nicht da lassen willst (dazu später auch noch mehr), dann wird es erst recht weinen und hoffen, dass du es wieder mit nimmst, oder da bleibst.

 

„Nele, ich weiß, dass du traurig bist, weil ich jetzt gehen muss. Ich muss jetzt zur Arbeit (oder einkaufen, oder etwas anderes) und hole dich dann, vor dem Mittagessen wieder ab. Wenn du Lust hast, können wir uns dann zusammen überlegen, was wir gemeinsam unternehmen wollen.“

 

Nele hat Klarheit und eine Aussicht. Sie weiß jetzt aber auch, dass sie im Kindergarten bleiben muss und kann sich so leichter auf die neue Situation und Sabine einlassen. Es gilt also, die Zeiten in denen Nele allein in der Kita ist Stück für Stück zu steigern und sich mit der Erzieherin täglich auszutauschen und neu zu besprechen. Als Mama musst du lernen, das Weinen auszuhalten. Denn du weißt, dass es Nele nach kurzer Zeit gut geht! Achte auf einen guten Ausgleich zum Kindergartenalltag am Nachmittag. Denn dein Kind wird sicherlich von den neuen Eindrücken überreizt sein!

Mein Ratgeber für Eltern zum Thema Eingewöhnung hochsensibler Kinder

 

Variante 2

 

Wenn sich Nele nicht beruhigen konnte und Sabine Anna angerufen hat, dass sie wieder kommen soll, dann… macht Anna leider keine drei Kreuze. Nele ist noch nicht so weit, die Beziehung zwischen Nele und Sabine ist noch nicht stark genug und alle müssen nochmal anders denken. Nele hat eindeutig gezeigt, dass sie noch mehr Zeit braucht.

 

Viele hochsensible Menschen brauchen länger, um sich auf neue Situationen einzustellen und sich sicher zu fühlen.

 

Ich kenne das sehr gut von mir selbst und ich hasse es noch heute zu irgendwelchen Fortbildungen mit fremden Menschen, in fremden Räumen, mit fremden Abläufen zu müssen. Es ist nicht angenehm! Und am Liebsten würde auch ich das vermeiden. Genauso wie viele kleine Kinder nicht im Kindergarten bleiben möchten, sondern lieber im sicheren Hafen bei Mama.

 

 

Wenn die großen Schritte also nicht für dein hochsensibles Kind funktionieren, müsst ihr kleinere planen und am besten erstmal den Druck wieder raus nehmen. Das ist nicht immer leicht, denn oft sitzen dir als Mama (oder Papa), Zeit und Jobstress im Nacken. Vielleicht hast du auch noch andere Bezugspersonen, die dich unterstützen können. Oma, Opa, Tante etc. können selbstverständlich auch die Eingewöhnungszeit begleiten! Manchmal ist das sogar eine erfolgreiche Lösung.

 

Ich sehe das bei meiner Arbeit, immer wieder. Bei dem Elternteil, der es selbst schwer hat loszulassen, fällt es auch dem Kind schwerer. Und als hochsensibles Kind, mit seinen feinfühligen Antennen, würde ich das erst recht unterschreiben.

 

Aber zurück zur Praxis. Sabine und Anna müssen sich bewusst machen, dass Nele noch nicht so weit für eine Ablösung ist. Sabine schlägt Anna vor, noch einmal eine ganze Woche für ein paar Stunden in der Kita dabei zu sein. So kann sich Nele entspannen (natürlich wird es mit ihr besprochen) und Sabine kann Nele noch besser kennenlernen. Die beiden tauschen sich jetzt auch intensiver zum Thema Hochsensibilität aus. Im Laufe dieser Woche geht Anna immer mal wieder auf die Toilette (und sagt Nele kurz bescheid), oder holt sich einen Kaffee aus der Küche, oder unterhält sich im Flur (in Sichtweite) mit einer anderen Mama etc.

 

Das sind wirklich ganz kleine Schritte, die auch du mit deinem Kind üben kannst. Und üben steht hier im Vordergrund! Denn wir alle wissen auch, je öfter man etwas übt, desto leichter fällt es uns. Klebe also nicht an deinem Kind, sondern versuch dich rauszuziehen. Gib der neuen Erzieherin und deinem Kind Raum und Zeit. Du musst z.B. im Stuhlkreis nicht direkt neben deinem Kind sitzen, sondern setzt dich auf einen Stuhl außerhalb des Kreises. Dein Kind kann dich sehen und weiß, dass du da bist. Aber es hat auch die Chance und die Aufgabe in der Gruppe zu sein und bei der neuen Bezugsperson.

 

Wenn Anna problemlos auf die Toilette gehen kann, sich Nele wohler fühlt, sich von ihr lösen kann, mit anderen Kindern in Kontakt kommt, oder gerne mit Sabine spielt, dann ist es Zeit für einen neuen Ablösungsversuch. Wenn der gut klappt, dann kann Anna am nächsten Tag wieder für eine viertel, oder halbe Stunde gehen. Die Zeiten dürfen nicht zu schnell, zu lang werden. Sabine und Anna planen gemeinsam die Zeiten und die Steigerung davon.

 

 

Schaffe schöne Momente

 

 

Nutze die Kita und die anderen Kinder, um für dein Kind schöne Momente zu schaffen!!! Spielt etwas zusammen, geht ins Atelier und malt mit tollen Farben, die es daheim nicht gibt, tobt euch im Turnraum aus, oder speilt aufregende Spiele in der Rollenspielecke. Ganz egal was, Hauptsache es macht Spaß! Beziehe die Erzieherin mit ein, dass wird auch deinem Kind Sicherheit vermitteln und versuche deinem Kind schöne Erfahrungen in der Kita zu ermöglichen!

 

Dieses Jahr hatten wir auch bei mir in der Einrichtung ein Kind, dass fast 1 1/2 Monate gebraucht hat, um bei uns gut anzukommen. Die Eltern haben viel Zeit und Geduld mitgebracht und die Bezugserzieherin und die Kindergartenleitung haben immer wieder mit den Eltern Gespräche geführt, um sich auszutauschen. Das Kind wurde besonders in Übergangssituationen sehr gut begleitet und hatte klare Ansprechpartner. Diese Woche hat er seine Mama weggeschickt, als sie ihn abholen wollte. Stattdessen hat er mich freudestrahlend angeflirtet und mir erklärt, dass wir jetzt Freunde sind.

 

Das Kind hat seine eigene Zeit gebraucht!

 

 

Nicht jedes Kind ist mit den Plänen der Kita, oder deinen Plänen als Mama kompatibel! Und unsere Aufgabe ist es herauszufinden, was das Kind braucht, damit es sich sicher fühlen kann. Eigentlich total spannend, oder! Es ist ein bisschen so, wie wenn man ein Rätsel lösen möchte. Und wenn sich alle Beteiligten bemühen, dann klappt das auch!

Zusammenfassend lässt sich also sagen:

 

  • der erste Trennungsversuch entscheidet über das weitere Vorgehen
  • wenn sich dein Kind beim Weinen beruhigen lässt, musst du keine Angst haben
  • wenn sich dein Kind nicht beruhigen lässt, plane definitiv mehr Zeit für die Eingewöhnung ein
  • sei im Kontakt mit der Erzieherin
  • lass deinem Kind Raum, auch wenn du in der Gruppe dabei bist
  • zieh dich immer wieder zurück (Toilette etc.)
  • gibt es noch andere Bezugspersonen, die dein Kind bei der Eingewöhnung begleiten können und die dich entlasten
  • steigere die Zeiten langsam und nach individuellem Zustand von deinem Kind
  • informiere dein Kind IMMER, wenn du den Raum verlässt
  • entwickel eine klare Haltung deinem Kind gegenüber. Wenn dir das schwer fällt, frag deine Erzieherin um Rat

 

 Absprachen und Austausch

 

In der Eingewöhnungszeit sind Absprachen und Austausch das A und O. Die Bezugserzieherin und du, ihr müsst euch täglich besprechen, wie es weitergeht. Außerdem kannst du die Zeiten in der Gruppe nutzen, sie besser kennenzulernen und ihr von deiner Familie zu erzählen. Eine Erzieherin muss nicht deine neue beste Freundin werden, aber sie wird für dein Kind eine große Rolle spielen und je besser euer Verhältnis ist, desto besser die Zusammenarbeit! Wenn dich ein Verhalten der Erzieherin irritiert, dann frage nach. In der Regel handeln wir aus gutem Grund!

 

Du und die Erzieherin ihr seit beide Experten für Kinder. Du, für dein Kind! Du kennst es wie deine Westentasche, du weißt genau, was ihm zuviel ist, oder was es nicht gerne isst etc. Die Erzieherin wiederum hat sich in ihrer Ausbildung jahrelang mit dem Thema Entwicklung von Kindern befasst und ist eine Fachexpertin auf diesem Gebiet. Sie kennt dein Kind nicht so gut wie du! Aber sie ist neutral und hat einen fachlichen Hintergrund zur Entwicklungspsychologie, den du nicht hast. Ihr seid also BEIDE kompetent! Eine Erzieherin sollte einer Mutter ihre Kompetenz nicht absprechen, umgekehrt aber auch nicht. Viel mehr geht es darum, durch einen gemeinsamen Austausch zur bestmöglichen Lösung für das Kind zu kommen!

 

Anna hatte am Anfang richtig Probleme damit, als Sabine sie in der dritten Woche ermutigt hat, Nele kurz und klar zu verabschieden. OBWOHL Nele doch geweint hat und so traurig war. Sabine hat daraufhin mit ihr ausgemacht, dass Anna nach einer viertel Stunde in der Kita anrufen kann, um zu wissen, wie es Nele geht. Und jedes Mal hat Nele sich schon beruhigt gehabt und hatte etwas zu tun, oder hat Sabine etwas erzählt und mit ihr gekuschelt. Für Nele wäre es viel schwerer, wenn sich Anna ewig nicht verabschieden würde, sie die Sorgen der Mama die ganze Zeit spürt und dann die Ablösung auch wirklich dramatisch wird. So lernt Anna, Sabine zu vertrauen, fühlt sich dennoch ernst genommen und erleichtert Nele durch ihr klares Verhalten die Abschiedssituation.

 

Zurück zu den Absprachen. Die finden nicht nur mit der Erzieherin statt, sondern natürlich auch mit dem Kind selbst. Dein hochsensibles Kind wird es dir danken, wenn du es informierst! Die wichtigste Regel: Gehe nie aus dem Gruppenraum, ohne es deinem Kind zu sagen. Das könnte fatal sein. Besonders wirkungsvolle Absprachen sind die zwischen euch dreien. Wenn dein Kind weiß und spürt, dass du und die Erzieherin am gleichen Strang ziehen, dann ist das eine Message! Anna würde in diesem Fall nicht nur Nele sagen, dass sie jetzt zum Einkaufen gehen muss, sondern sie erklärt Nele, dass sie mit Sabine abgesprochen hat, dass sie heute Einkaufen gehen kann und Sabine auf Nele aufpasst. Sabine bestätigt das und schlägt vor, dass sie der Mama am Fenster noch winken können.

Hochsensible Kinder brauchen klare Erwachsene, die wissen, was sie wollen! Und die ihnen Sicherheit geben, dadurch, dass sie klar sind! Es geht hier also häufig auch, um eine Frage der inneren Haltung.

 

 

 

Hast du dich klar entschieden, dass du dein Kind in diese Kita geben willst? Wenn ja, dann steh dazu. Vor dir und deinem Kind. Dann geht es nicht darum, ob dein Kind bleibt, sondern darum an dem WIE zu arbeiten. Gemeinsam. Aber dann hast du ein Ziel! Wenn du eigentlich im Grunde deines Herzens dein Kind gar nicht fremd betreuen lassen möchtest, dann spür dahin! Warum ist das so? Hat das etwas mit deinen eigenen Erfahrungen zu tun? Darüber könntest du mit der Erzieherin sprechen, damit sie dich besser verstehen kann.

 

Hast du eigentlich eine ganz andere Idee von einem Leben mit einem Kind? Dann suche nach anderen Lösungen, die besser zu dir und deiner Familie passen. Dein Kind spürt genau, ob du selbst zweifelst und nicht vertraust. Und das macht es natürlich viel, viel schwieriger für eine Eingewöhnung!

 

Eventuell ist eine Kita nicht die richtige Form für euch? Gibt es Alternativen? Tagesmütter? Betreuung durch Großeltern, oder Ähnliches? Musst du arbeiten? Willst du arbeiten? Oder ist es nicht die passende Kita? Manchmal ist es auch nicht die richtige Bezugserzieherin. Horch einmal ehrlich in dich hinein. Wenn dein hochsensibles Kind z.B. an eine resolute Erzieherin gerät, die selbst wenig Einfühlungsvermögen hat, dann kann das ein echtes Problem sein!

 

Ich selbst habe schon einmal erlebt, dass wir einen Wechsel der Bezugserzieherin vornehmen mussten. Das Kind hat sich mich ausgesucht. Daran konnte ich nichts ändern und auch nicht die eigentliche Bezugserzieherin. Also hab ich das nach Absprache mit der Mutter übernommen.

 

Wir können nicht erwarten, dass jedes Kind mit jeder Erzieherin kompatibel ist. Und du musst als Mama auch nicht die Klappe halten, wenn du spürst, dass es gar nicht harmoniert! Dann steh für dein Kind und dich ein! Aber bitte ohne Vorwürfe, oder Schuldzuweisungen (wenn du in der Kita bleiben willst;) ).

 

 

Es kann auch sein, dass das Konzept der Kita nicht zu deinem Kind passt. Auch das solltest du dir ehrlich anschauen.

 

  • wie groß ist die Einrichtung? Ist sie zu groß für dein Kind?
  • arbeitet die Einrichtung offen, oder geschlossen? Passt das zu deinem Kind?
  • Stadt, oder Land?
  • sind schon Freunde in der Kita? Oder werden Freunde deines Kindes in die Kita kommen? Das gibt viel Sicherheit!!!
  • kannst du die pädagogische Haltung in der Kita vertreten? Es gibt Kitas da müssen noch alle Kinder gleichzeitig auf die Toilette gehen. Es gibt Kitas, da dürfen Kinder ganz viel selbst entscheiden etc.
  • hast du dich mit Waldorf-Pädagogik, Waldkindergärten, Montessori – Einrichtungen etc. beschäftigt, oder darin vielleicht etwas gefunden, was sich stimmig anfühlt?
  • gefällt deinem Kind die Kita???

 

Abschließend möchte ich dir noch einen Denkanstoß mit auf den Weg geben. Denn aus jahrelanger Erfahrung kann ich sagen, dass es nicht immer am Kind liegt, wenn die Eingewöhnung nicht gut verläuft. Bist du bereit dein Kind loszulassen? Bist du bereit dein Kind anderen Menschen anzuvertrauen? Bist du bereit deinem Kind neue Erfahrungen zuzumuten?

Eine gute Eingewöhnung kannst du als Mama maßgeblich beeinflussen, wenn du selbst bereit bist loszulassen! Wenn du klar entschieden hast, dass es dein Ziel ist, dein Kind in eine Kita zu bringen. Und vor allem, wenn du nicht selbst total verzweifelst und Angst und Sorgen hast und eigentlich niemandem dein Kind anvertrauen willst, weil es ein Fremder sowieso immer falsch machen wird.

 

 

Dein feinfühliges Kind mit all seinen besonderen Antennen wird das spüren! Es wird dadurch noch mehr verunsichert in der neuen Situation und sich gar nicht mehr von dir lösen wollen. Manchmal gibt es auch Kinder die glauben bei der Mama bleiben zu müssen, weil es sonst der Mama so schlecht geht (und gar nicht ihnen). Ich habe ein Mädchen erlebt, dessen Mutter jeden Tag Tränen in den Augen hatte, wodurch es für das Mädchen echt schwer war sich abzulösen. Sie erklärte uns (als es besser wurde bei der Mama), dass es die Mama jetzt auch geschafft hat, dass sie nicht mehr jeden morgen weinen muss. Also überprüfe deine eigene Haltung! Deine eigene Einstellung! Und sei ehrlich zu dir selbst.

 

Ich persönlich finde es total beziehungsfördernd, wenn mir Mütter von ihren Ängsten berichten. So kann ich ihr Verhalten viel besser einsortieren, sie unterstützen, oder ihr Dinge noch einmal genauer erklären. Denn… auch eine Erzieherin kann total verunsichert werden, wenn eine Mutter sich komisch, oder sehr kritisch verhält.

Cool down

 

Wenn du weißt, dass es deinem Kind in der Kita gut geht, dass es spielt und Spaß hat, dann geht es deinem Kind da gut! Auch wenn es morgens weinen muss, wenn du dich verabschiedest! Solltest du dann trotzdem an allem Zweifeln schau mal genau hin, warum das so ist. Und ob es DEIN Problem ist, oder das deines Kindes, oder die Schuld der Kita. Wenn es dein Problem ist, dann bist du auch dafür verantwortlich. Und nicht dein Kind und nicht die Kita! Manchmal stecken wir so sehr in unseren Mustern und Ängsten fest, dass es schwer ist klar zu sehen.

Und da kommt wieder die neutrale Erzieherin ins Spiel! Die kann dich nämlich wunderbar spiegeln! Und dich unterstützen! Du musst noch nicht alles richtig machen, oder perfekt! Du bist ein Mensch, du bist eine Mama und du bist auf dem Weg! Du möchtest das aller Beste für dein Kind! Und das ist wichtig! Du kannst nicht alles wissen und DU bist NICHT dein Kind. Was für dich stimmig ist, aufgrund deiner eigenen Erfahrungen muss für dein Kind nicht der richtige Weg sein. Kümmer dich um dich! Sei ehrlich zu dir selbst und trau dich die Erzieherin, um Rat zu fragen. Dafür ist sie da!

 

Gestatte deinem Kind, dass es einen eigenen Weg gehen muss und finde mit der Erzieherin zusammen heraus, wie ihr dein Kind am Besten unterstützen könnt.

 

 

Und lerne, deine Emotionen auszuhalten!   Ich glaube, sich bewusst zu machen, dass die Eingewöhnung ein Prozess ist, für alle Beteiligten, ist hilfreich. Es dauert seine Zeit, es wird auch mal Rückschläge geben, aber im Endeffekt werden Mutter und Kind daran wachsen und auch die Erzieherin um neue Erfahrungen reicher sein. Die Eingewöhnung ist eine Übergangszeit. Etwas Neues tritt in das Leben von dir und deinem Kind und deswegen ist sie auch nicht immer leicht. Das Neue macht Angst, oder du fühlst dich unsicher. Dein hochsensibles Kind mag Veränderungen sowieso nicht… Aber wenn ihr da durch seid, dann wird dein Kind gewachsen sein! Es lernt durch die Eingewöhnung etwas ganz, ganz Wichtiges und deswegen ist diese Zeit nicht nur eine Herausforderung, sondern eine Chance!

 

Es lernt, dass es das schafft! Dass es das kann! Dass die Welt nicht untergeht, auch wenn das Gefühl doof ist, dass die Mama geht. Und es lernt, dass es mit seinen Gefühlen ernst genommen wird.

 

 

 

Ich lade dich ein, dich neu auszurichten. Versinke nicht in der Angst und den Sorgen, oder in Schuldzuweisungen und Zweifeln. Sondern betrachte diese Zeit (sofern du dich bewusst und klar für die Kita entschieden hast), als die nächste Entwicklungsmöglichkeit für dein Kind UND dich! Und mach dich auf den Weg! Auch dein Kind wird das schaffen!

Du hast jetzt die Aufgabe mit der Erzieherin und deinem Kind zusammen herausfinden, wie das am besten funktioniert.

 

Ein spannender Weg! Sicherlich auch anstrengend und nicht immer leicht. Aber meine Liebe, so ist das Leben. Davor können wir niemanden ewig beschützen! Wir können Kinder darin unterstützen zu lernen damit umzugehen und gestärkt aus der Zeit hervorzugehen! Und wir können lernen den Kindern zu vertrauen! Das Gefühl, wenn dein Kind weiß, dass du ihm zutraust, dass es etwas schafft, ist Gold wert. Natürlich nicht nur bei der Eingewöhnung. Es ist ein Geschenk Menschen in seinem Leben zu haben, die uns ermutigen unsere Wege und Schritte zu gehen, anstatt dass sie uns zurückhalten und uns sorgenvolle Gedanken in den Kopf einpflanzen.

Sei eine mutige Erwachsene für dein Kind, lass dich auf das Thema Eingewöhnung ein, auf das, was das Thema mit dir macht und was es mit deinen Ängsten und deiner Biografie zu tun hat und lass dich auf dein Kind ein! Staune und lerne und halte aus.

 

 

Dein Kind ist hochsensibel! Aber das heißt nicht, dass du es vor der Welt beschützen musst, oder dass es deswegen nicht eingewöhnt werden kann. Es hat diese Veranlagung, und darüber bescheid zu wissen, und das Kind bewusst zu begleiten, kann der Schlüssel für eine gute Eingewöhnung sein.

 

 

Vom eigenen inneren Kind und der Bedeutung unserer Intuition

 

 

Ganz zum Schluss möchte ich hier noch als hochsensible Frau und nicht Erzieherin schreiben. Denn natürlich schreibe ich in meinem Artikel von einem Idealzustand, was die Erzieherin betrifft, der in der Wirklichkeit nicht immer Fakt sein muss. Aber abgesehen davon, geht es bei allem was wir tun für mich darum, authentisch und ehrlich zu sich selbst zu sein und seiner Intuition zu vertrauen. Etwas, was für mich ein langer Lernprozess war und auch noch immer ist. Im Zusammenhang mit dem Thema Kindergarten und Eingewöhnung und eurem Gefühl dazu würde ich zwei Dinge differenzieren.

 

 

  • Haben deine Benken etwas mit deiner Biografie, deinem inneren Kind zu tun?

 

Ich kenne das sehr gut. Dass ich aufgrund meiner kleinen Verena sehr viele Sorgen und Ängste habe und dadurch auch immer eine Ausrede, warum ich etwas nicht tun möchte/kann, oder jemand anderem die Schuld gebe. Obwohl ich eigentlich die Verantwortung für mich selbst übernehmen sollte. Bei meiner Arbeit habe ich definitiv eine Tendenz dazu die „bunten“ Kinder beschützen zu wollen. Vor den Meinungen meiner Kolleginnen, davor, dass sie in Schubladen gesteckt, oder unter Druck gesetzt werden. Diese Kinder sind aber nicht ICH. Und sie brauchen etwas anderes, als ich es damals als kleines Mädchen vielleicht gebraucht hätte! Vor allem brauchen sie keine Erzieherin, die sie in Watte packt und vor den „bösen“ Kolleginnen beschützt.  Sondern sie brauchen eine hochsensible Erzieherin, die ihre Ängste nicht auf die Kinder projiziert, sondern in einer guten Verbindung zu sich selbst ist. Aus dieser Verbindung kann ich die Kinder gut begleiten und Kolleginnen ehrliches Feedback geben, ohne wiederum sie in Schubladen zu packen.

 

 

  • Intuition, Authentizität und Bauchgefühl

 

Wenn du klar spürst, dass deine Sorgen/Bedenken/Gefühl nichts mit DEINEM inneren Kind zu tun haben, sondern deine Intuition dir einfach sagt, dass das alles nicht stimmig ist… dann würde ich das ernst nehmen! Dein Gefühl zu dir und deinem Kind ist richtig! Erzieherinnen, Beratungsstellen und und und, dort gelten eher allgemein gültige Meinungen. Das Kind sollte nach einer bestimmten Zeit eingewöhnt sein… stillen sollte man nur so viele Monate… Kinder gehören ab einem gewissen Alter nicht mehr zu den Eltern ins Bett und mit spätestens drei Jahren sollte dein Kind trocken sein… Wenn du anderer Meinung bist, wenn du es anders SPÜRST, wenn dein Herz dir etwas anderes sagt und dein Kind dir etwas anderes signalisiert… dann mach dich auf einen neuen Weg. Nämlich den von dir und deiner Familie und nicht den, dem alle folgen… Es ist so viel leichter der großen Autobahn zu folgen, aber wir werden wahrhaftiger wir selbst, wenn wir unserer Intuition vertrauen und unsere eigenen kleinen Trampelpfade gehen. Das ist für Außenstehende nicht immer leicht. Für unsere hochsensiblen Kinder… werden wir dadurch zu wirklichen Vorbildern!

 

 

Ich hoffe sehr, dass ich euch mit diesem Artikel unterstützen konnte. Er ist ganz schön lang geworden, aber mir war es wichtig, diesem Thema Raum zu geben, auch beim Schreiben. Als Erzieherin ist die Eingewöhnungszeit jedes Mal wie eine Wundertüte, bei der ich nicht weiß, wann was passiert. Und ich lerne einen kleinen Menschen kennen, was ein Geschenk ist.

 

Kinder sind so bunt wie die Welt. Lassen wir uns von ihnen verzaubern!

Eure Verena