Weinen während der Eingewöhnungszeit – Prozess, aber auch Drama und vor allem verbunden mit ganz vielen Fragen
Ihr Lieben, heute gibt es seit langem mal wieder einen Podcast von mir. Das Thema Weinen während der Eingewöhnungszeit beschäftigt gerade sehr viele Mütter, macht oft Angst und Sorgen und ich möchte euch aus meiner eigenen Praxiserfahrung schildern, worauf ihr da achten könnt. Für mich gibt es eine Form von Weinen, die ich vertretbar finden, sofern sie von mir als Erzieherin aufgefangen wird und sich das Kind dann mit meiner Hilfe beruhigen lässt und in eine neue Situation findet. Nicht vertretbar ist meiner Meinung nach, wenn Kinder zu lange weinen, noch keine sichere Bindung haben, sich nicht auf etwas Neues einlassen können, völlig gestresst sind und emotional erschöpft und Erzieherinnen die Ansicht haben “da muss das Kind jetzt durch”.
Weinen in der Eingewöhnungszeit kann viele Gesichter haben – schau genau hin
Ich möchte euch einladen, das Weinen nicht nur schwarz zu sehen, denn Weinen ist in erster Linie nicht traumatisierend oder nicht zumutbar, sondern ein Ausdruck von Gefühl, mit dem wir in Laufe unseres Leben lernen können einen guten Umgang zu finden. Weinen zu können ist wichtig, denn wir lassen damit etwas raus und los, nehmen einen Gefühlsausdruck wirklich an, gehen durch ihn hindurch und können uns danach aber gereinigt wirklich auf etwas Neues einlassen. In unserer Gesellschaft haben wir gelernt Emotionen wegzudrücken, nicht mehr richtig zu spüren und lenken uns erfolgreich ab mit allem Möglichen. Kinder hingegen können das noch! Fühlen was wirklich da ist – hindurch gehen – und dann entsteht Raum. Genau deswegen ist Weinen in der Eingewöhnung, wenn das Kind eine sicherer Bindung zur Erzieherin hat, in Ordnung und wir als Erwachsene manchmal so überrascht. Da weint das Kind ganz schrecklich beim sich Verabschieden und 5 Minuten später hilft es lachend beim Tisch decken, ist vertieft ins Auto spielen, oder hat etwas anderes gefunden, worauf es sich ganz und gar einlassen kann. Ist das nicht eine unglaubliche Kompetenz! Wir können uns von solchen Kindern echt etwas abschauen. Das ganze Drama wirklich zu spüren (keine Ablenkung durch Handy, TV, Shoppen, Reden, Sport etc.) weinen, schreien, schreiben, tanzen (irgendwie die Emotionen ausdrücken) und dann den Punkt erfahren dürfen, an dem alles gespürt ist und ein ganz großer Frieden und eine große Ruhe einziehen darf. Und von diesem Punkt aus, an dem plötzlich alles still wird, weil wir dem Drama Raum gegeben haben, kann sich ein neuer Raum, ein neuer guter Gedanke, eine neue Option öffnen und wir können weitergehen und wachsen! Das ist die Chance von gesundem Weinen, einem gesunden Ausdruck unserer Gefühle und bei Kindern immer begleitet und behütet durch eine sichere Bezugsperson! Dann wird weinen für mich bunt!
Wenn ein Kind aber weint, alleine gelassen wird damit, sich nicht beruhigen lässt, sich viel zu lange hineinsteigert und emotional total gestresst ist, ohne dass es eine Möglichkeit gibt, dass aus diesem Zustand heraus, etwas Neues entstehen kann – dann ist es kein gutes Weinen und das Kind fühlt sich viel zu unsicher, oder bedroht in dem neuen Umfeld, als dass es eine positive Wachstumsmöglichkeit durch diesen Prozess erleben kann.
Aso seid achtsam und wach, tauscht euch täglich aus mit der Erzieherin und lasst euch nicht erzählen, da muss das Kind durch, wenn es sich nicht beruhigen lässt.
Weiterer Lesestoff zum Thema Weinen in der Eingewöhnungszeit
Wie du morgens gut mit deinem Kind in der Kita ankommen kannst
Forscherin erklärt Wenn Kita-Kinder weinen
Stellt mir gerne eure Fragen oder teilt eure Erfahrungen in den Kommentaren!
Hallo,
Vielen Dank zunächst mal für diese tolle Seite. Mittlerweile bin ich wirklich verzweifelt und wäre über einen Ratschlag von Dir sehr sehr dankbar.
Unsere kleine Tochter soll ab dem 01.11 für 6 Stunden tägl.in eine Tagespflege ( ca 10 Kinder und 2 Tagesväter, 1 Tagesmutter) . Seit vier Wochen sind wir nun schon in der Eingewöhnung. Ich bin schon oft für 30 oder 40 Minuten gegangen, aber fast jedes Mal wurde ich angerufen ( meist nach 30 Minuten). Meine Kleine (knapp 11 Monate) brüllt und weint dann und sie lässt sich absolut nicht beruhigen. Ich versuche wirklich nach wie vor positiv zu bleiben, aber mittlerweile fällt es mir sehr schwer. Sie ist sonst total aufgeschlossen, aber dem Erzieher gegenüber leider nur sehr sehr vorsichtig. Ich bin zwischenzeitlich dann auch wieder mal einfach komplett mit dageblieben ( tägl 1 Stunde ), aber bei jedem Versuch zu gehen bekommt sie in meinen Augen Angst. Die Erzieherin meinte die Kinder seien auch „verwöhnt“ und wissen genau was sie tun. Ich sehe das anders. Mittlerweile lässt sie mich nicht mehr aus den Augen.
Ich sehe es iwie nicht mehr, dass wir es in 2 Wochen schaffen…..
Liebe Alexandra,
im Rahmen von einem Kommentar kann ich dir leider keine konkrete Unterstützung anbieten – schau doch gerne mal ob dir vielleicht meine E-Mail Begleitung eine Hilfe wäre https://bunte-kinder.de/e-mail-beratung/ da hätten wir die Möglichkeit konkret und auch tiefer einzusteigen. Zum einen wäre für mich ein Ansatz mit den Erzieherin zu überlegen, was die aktiv tun können für eine sichere Bindung zu deinem Kind. Zum anderen lass dir auf keinen Fall einreden, dein Kind sei zu verwöhnt und die wüssten genau was sie da tun. Ich bekomm richtig Wut wenn ich so etwas lese, habe das auch schon von anderen Müttern immer wieder gehört und kann dazu nur sagen NEIN. Dein Kind ist 11 Monate! Das braucht Sicherheit und somit eine vertrauensvolle Bindung zu einer neuen Bezugsperson um in einer neuen Umgebung entspannt bleiben zu können und wenn es weint, dann sagt es damit etwas. Und weniger, dass es verwöhnt ist und Erwachsene schon mit 11 Monaten manipuliert (das erinnert mich ein bisschen an die Aussagen im Film Elternschule…), sondern, dass es etwas braucht und sich noch nicht sicher fühlt. Jetzt hab ich doch mehr geschrieben als gewollt… aber ich finde es so wichtig, dass wir Kinder ernst nehmen und traurig, wenn ich höre, was Kollegen da manchmal sagen. Mein Tipp an dich, hör auf deine Intuition (nicht auf deine Angst). Was braucht dein Kind von dir? Was braucht es von den Erzieherinnen? Wie kannst du das gut kommunizieren? Was tust du, wenn es so weitergeht? Für mehr Unterstützung meld dich gern für eine Beratung. Fühl dich gedrückt. Verena