Im Rahmen der Veröffentlichung meines E-Books möchte ich euch gerne an ein paar Interviews teilhaben lassen! Den Anfang macht das Interview einer Mutter, die im Moment genau vor dem spannenden Übergang steht und die Eingewöhnung jetzt bald beginnt. Ich habe mich sehr über die Offenheit gefreut, mit der sie uns an ihren Gedanken teilhaben lässt. Ich finde es wird deutlich mit wie vielen Aspekten sich Eltern beschäftigen, was die Auswahl der passenden Kita betrifft.
Wie erging es euch in dieser Situation? Nach welchen Kriterien habt ihr euch für die Kita eures Kindes entschieden? Ich bin gespannt auf eure Erfahrungen und lade euch ein, euch in den Kommentaren auszutauschen.
Interview „Die Eingewöhnungs im Kindergarten“
Nach welchen Kriterien hast du die Kita deines Kindes ausgewählt?
– Nähe zum Wohnort und einfache Erreichbarkeit (auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Abholen durch Großeltern) – aus praktischen Gründen und weil wir ihm keinen langen Weg zumuten wollten
– kleine Gruppen und guter Betreuungsschlüssel: der Standard hier sind 22-25 Kinder mit 2 Erzieher/innen, was uns völlig unvorstellbar für ihn vorkam; wir haben nun einen Platz in einem Kindergarten gefunden, in der die Gruppengröße 14 ist mit 2 Bezugspersonen.
– eigener Garten: Unser Kindergarten besteht aus einem komplett ebenerdigen, bungalowartigen Gebäude, das mitten in einem großen Garten liegt; in der Freispielzeit dürfen die Kinder jederzeit, auch alleine, in den Garten; auch wenn andere Kindergärten ohne Garten angeben, jeden Tag auf den Spielplatz zu gehen, war uns ein eigener Garten wichtig, da ein Spielplatzausflug zwangsläufig eine organisierte Gruppenaktion ist und unser Sohn eine starke Abneigung gegen alles „gruppige“ hat; so kann er sich auch zwischendurch während des Tages, unabhängig von Ausflugsplänen, mal in den (herrlich wilden und weitläufigen) Garten zurückziehen und ist dadurch natürlich auch viel in der Natur und an der frischen Luft;
– überzeugendes pädagogisches Konzept: unser Kindergarten folgt keinem bestimmten Programm i.S.v. Waldorf oder Montessori, aber ist einfach sehr kinderfreundlich: es wird viel Wert auf den Diskurs mit den Kindern gelegt; es gibt keine Bestrafungen, sondern Konsequenzen; die Kinder können vieles basisdemokratisch in einem Plenum entscheiden. Kreativität, Zweckentfremdung und eine Raumgestaltung, die eher den kindlichen Bedürfnissen gerecht wird statt gegenüber den Eltern repräsentativ und adrett zu erscheinen, sind erlaubt und gewollt. Das bewusste Arbeiten gegen traditionelle Geschlechterrollen ist ebenfalls ein für uns wichtiger Punkt und ist dort Teil des Konzeptes.
– eine sofort ansprechende, warme und herzliche Atmosphäre: wir hatten dort ein gutes Gefühl; alle Erzieher/innen strahlten während des Infoabends geradezu und betonten (glaubwürdig!), dass sie wirklich jeden Tag gerne herkommen. Bei einem Zwischenfall während unseres zweiten Besuchs im Recall (unser Sohn erschrak sich aufgrund einer plötzlich aus einem Raum rennenden, laut schreienden Gruppe fünfjähriger) reagierte die Leiterin sehr gut und die Kinder dieser Gruppe bemühten sich dann auf rührende Art, unseren Sohn zu trösten und zu integrieren. Die Stimmung unter den Mitarbeitern wirkte ebenfalls sehr positiv.
– Elternmitarbeit: ich hätte gerne einen privaten Kindergarten ausgewählt, bei dem ich nicht noch abends und am Wochenende putzen, Müslischalen abspülen und im Elternabend stundenlange Diskussionen um Dinkel oder Dinkel-Vollkorn führen muss, da ich nämlich tatsächlich in meinem restlichen Leben auch schon gut ausgelastet bin; dieses Kriterium ließ sich leider nicht erfüllen, sodass wir jetzt in einer Hardcore-Elterninitiative mit Mitarbeit auf allen Ebenen gelandet sind; das nehmen wir in Kauf, weil sie uns für unseren Sohn als die beste Einrichtung in unserer Nähe erschien.
– Preis: Unsere Schmerzgrenze lag bei ca. 750€ im Monat – wobei wir jetzt trotz Eltern-Ini 480€ zahlen und wenn ich mein Stundenhonorar als Selbständige auf die ganzen Elternarbeit-Stunden umrechne, wahrscheinlich auch locker auf hypothetische 900€ komme…
– Ich musste schmunzeln über Deine Wortwahl „ausgewählt“: In München findet das Auswählen eher umgekehrt statt, i.d.R. darf man froh sein, wenn man von irgendeiner der 30+ Einrichtungen, bei denen man sich beworben hat, ausgewählt wurde. Mit sehr viel Engagement und einem nicht ganz sauberen Trick haben wir allerdings den von uns favorisierten Kindergarten bekommen (aus den ca. 28 anderen Bewerbungen ist mit einer Ausnahme auch tatsächlich, trotz ebenfalls viel Engagement, nichts geworden). Mir wäre noch lieber eine Einrichtung gewesen, die Kinder von 2-6 betreut, da mein Sohn nicht in die Krippe ging, aber mit ca. 2,5 bereit gewesen wäre. Leider waren wir jedoch bei allen derartigen Einrichtungen erfolglos, da es sich ausschließlich um Elterninitiativen handelt, bei denen man ohne Vitamin B oder sehr viel Glück keine Chancen hat.
Wie bereitest du dein Kind auf die Eingewöhnung vor?
Wir lesen „Conni kommt in den Kindergarten“ und erzählen ihm immer wieder davon. Er war beim Casting und Recall dabei und ich bin danach 2 Mal mit ihm extra hingegangen, um Formulare abzuholen/abzugeben, die auch hätten geschickt werden können, damit er den Ort kennenlernen kann.
Welche Emotionen beschäftigen dich in dieser Zeit?
Vorfreude auf mehr Zeit für mich; Schwanken zwischen Hoffnung, dass es ihm gefällt und Befürchten, dass es schiefgeht (z.B. dass er klar sagt, es gefällt ihm nicht, es sind ihm zu viele Kinder, es ist ihm zu laut etc.). Da er bei Gruppen ab 6 Kindern normalerweise raus will und alles in Gruppen organisierte ablehnt (z.B. im Kreis stehen, klatschen und ein Lied singen), kann ich mir ihn auch in einer objektiv gesehen „kleinen“ Gruppe von 14 Kindern kaum vorstellen.
Wie möchtest du die Beziehung zu der Bezugserzieherin gestalten?
Wir lernen die Dame erst in 2 Wochen kennen. Ich möchte ihr von seiner Hochsensibilität erzählen, wenn ich den Eindruck habe, dass das sinnvoll ist.
Wie lange denkst du, wird die Eingewöhnung dauern?
Uns wurde gesagt, manche Mütter säßen „auch schon mal eine ganze Woche“ in der Küche rum… was vielleicht für gut angepasste Krippenkinder gilt und mir für ihn vollkommen unrealistisch vorkommt. Ich werde mir 6 Wochen komplett blockieren.
Was für Tipps würdest du Eltern bezüglich dieser besonderen Zeit geben?
Ich würde versuchen, keine eigenen Erfahrungen und Befürchtungen auf das Kind zu projizieren (wobei ja die meisten Leute positive Erinnerungen an die Kindergartenzeit zu haben scheinen – ich selber war gar nicht im Kindergarten, d.h. mir ist das Ganze sowieso fremd). Ich glaube, es ist sehr schwer, eine gute Balance zu finden zwischen einerseits Loslassen und Signalisieren, dass er alleine klarkommen kann und darf, und andererseits seinem Bedürfnis nach Bindung und Rückversicherung nachzukommen.
Gab es für dich, oder dein Kind Grenzen? Wenn ja, wie sahen die aus und wie seit ihr damit umgegangen?
Ich möchte nicht im Kindergarten stillen, weil ich vermute, dass er dann in der Eingewöhnung und später bei Abschied/Wiedersehen oder wenn ich Elterndienst habe, ständig zu mir an die Brust will. Ich befürchte auch, dass er dafür von anderen Kindern ausgelacht würde. Ich weiß noch nicht, ob ich ihm anbiete, im umliegenden Park zu stillen oder einfach nur erst, wenn wir zu Hause sind, da er dann womöglich ständig fordert, in den Park zu gehen, bzw. wir dort auch auf die anderen Kindergartenkinder treffen könnten.
Ich möchte positiv eingestellt sein, aber da ich ihn ja gut kenne, erwarte ich eigentlich schon, dass es jeden Morgen Kämpfe geben wird, ob wir gehen oder nicht; dass er mich immer wieder und sehr lange beim Abschied drängen wird, nicht zu gehen; dass er, trotz klarer Ansage immer immer wieder fordern wird, dass wir zwischendurch stillen; Er hat grundsätzlich ein sehr, sehr beharrliches Naturell.
Was ist dir noch wichtig zum Thema Eingewöhnung zu sagen?
Es wäre toll, wenn es ein „Handbuch Eingewöhnung für Hochsensible Kinder“ gäbe – ich habe keine Ahnung, was da auf mich zukommt! :-O
Anmerkung von mir: das gibt es jetzt 😉 Infos zum Ratgeber
Danke für die Tipps für die Eingwöhnungsphase im Kindergarten. Mein Neffe soll nun in den Kindergarten kommen. Mein Bruder hat etwas Sorge bei der Eingewöhnung, weil mein Neffe sehr anhänglich ist. Gut zu wissen, dass es bei manchen Kinder auch wochenlang dauern kann.
Unsere Tochter geht seit einiger Zeit in die Kita. Es stimmt, die Qualität der Betreuung hängt von der Größe der Gruppen ab. Die Gruppe unserer Tochter hat nur 12 Mitglieder, was viel individuelle Betreuung verspricht.
Das ist ein toller Beitrag zum Thema Eingewöhnung in die Kita. Ich finde einen eigenen Garten bei einer Kita auch sehr wichtig. Ich möchte sichergehen, dass mein Kind zwischendurch immer an die frische Luft kommt und auch draußen spielen kann. Mein Kind ist noch nicht ganz in dem Kita Alter – allerdings müssen wir uns trotzdem so langsam um einen Platz kümmern.