Ich liebe es einfach zwischen all den fachlichen Blogartikeln, ein bisschen was Persönliches zu schreiben. Nicht immer hab ich Lust auf hochsensible Kinder, manchmal befürchte ich, ich hab schon alles gesagt und dann bin ich wieder super motiviert und hab lauter Ideen. Da ich im Juni und Juli mich wirklich in das Thema Eingewöhnung reingefuchst habe, im Kontext mit Hochsensibilität, steht mir jetzt aber der Sinn nach etwas anderem. Kurzzeitig war ich sogar so verwegen mir zu überlegen Urlaub vom Schreiben zu nehmen, aber das geht nicht. Das geht tatsächlich nicht, denn ich schreibe die ganze Zeit. Morgenseiten, Tagebuch, Blogartikel, Fachartikel… ach es schreibt eigentlich mich und ich hab im Moment so große Lust auf kreatives Schreiben, auf Geschichten schreiben und Gedichte schreiben und frei nach Schnauze schreiben, ohne im Hintergrund damit ein Ziel zu verfolgen.

 

Und genau das wird es jetzt immer mal wieder auf „Bunte Kinder“ zu finden geben. So bekommt ihr nicht nur einen Einblick in die Thematik der Hochsensibilität, sondern für alle die Lust haben, auch einen persönlicheren Einblick in mein Leben als hochsensible Frau. Wobei ich auch hier lieber „bunte“ Frau schreiben möchte, denn mein Leben ist gerade so herrlich bunt und ich genieße es in vollen Zügen, all meine widersprüchlichen Seiten auszuleben und mich immer mehr so zu zeigen, wie ich wirklich bin. Verrückt, anders, kreativ, verletzlich, selbstbewusst, unsicher, draufgängerisch, sicherheitsliebend, lesend, schreibend, kletternd, faul, aktiv, wasserverliebt, hennaverliebt, dabei endlich Selbstliebe zu leben und und und.

 

Worüber ich heute schreiben möchte … über Schönheit. Über die Schönheit von Menschen und wie wertvoll es ist, unsere Mitmenschen in ihrer einzigartigen Schönheit zu erkennen und es ihnen zu sagen.

 

Es ist Sommer und wer von den meisten Frauen kennt das nicht… der Bauch ist zu dick, die Beine auch, da sieht man die Dehnungsstreifen, da die Orangenhaut, oder die Besenreiser. Überall scheinen jüngere und besser aussehende Frauen durch die Welt zu laufen und man stellt sich die Frage, ob man überhaupt die Figur für einen Bikini hat. Vielleicht ist das etwas übertrieben, vielleicht ist es für manch eine sogar noch viel schlimmer und extremer. Denn überall werden wir mit einem Schönheitsideal konfrontiert, dem zu entsprechen verdammt schwer ist. Ganz besonders liebe ich diese Facebookchallengebilder. Da zeigen Frauen ihre schöne, völlig normale Figur und nebendran sieht man dann ihren „Erfolg“. Und ich frage mich immer, ob das eigentlich ein Erfolg ist? Und warum wir denken, mit einer normalen Figur nicht in Ordnung zu sein. Und manchmal werde ich da auch echt wütend… denn es signalisiert so deutlich, dass man als Frau erst dann attraktiv ist und sich wohl fühlt, wenn es eine Lücke zwischen den Oberschenkeln gibt und kein Bäuchlein mehr zu sehen ist, dafür hervorstehende Hüftknochen. Von retuschierten und somit nicht realistischen Fotos mal ganz abgesehen!

 

Ich muss gestehen, ich kann mich nicht ganz frei machen, von diesem Idealbild und bin vor allem zu mir selbst verdammt hart, während ich bei anderen Frauen es sogar sehr schön finde, wenn sie einen weichen, weiblichen Körper haben und mich ein Bäuchlein eher begeistert, weil es schön aussieht. Ich merke das im Moment wirklich so oft, bei mir selbst und durch viele Gespräche mit anderen Frauen, wie sehr uns dieses Thema „Schönheitsideale“ beschäftigt, ja schon fast verfolgt. Und wie schlecht wir darin sind, uns anzunehmen und uns so zu lieben und zu zeigen, wie wir nun mal sind. Anstatt die Fülle des Lebens zu genießen, geht es um Verzicht und Willensstärke. Nur noch bestimmte Dinge essen, keine Kohlenhydrate (denn die sind böse), regelmäßig Sport, nicht weil es Freude macht, sondern, weil man sich sonst zu schlecht im eigenen Körper fühlt.

 

In diesem Sommer gehe ich sehr bewusst mit diesem Thema um und ich versuche, meine Energie umzulenken. Anstatt mich vor den Spiegel zu stellen und meinen blöden, vom Reizdarm verursachten Blähbauch zu verfluchen, gebe ich mir Mühe ihn lieb zu haben, gebe ich mir Mühe die schönen Seiten an mir zu entdecken und milde mit den Stellen umzugehen, die mir nicht so gut gefallen. Denn sie gehören nun mal zu mir dazu, sie erzählen meine Geschichte, sie erzählen etwas über meine Seele. Meine Dehnungsstreifen erinnern mich an eine Zeit, in der ich zwanzig Kilo mehr auf den Rippen hatte, in denen Essen ein Genuss war und ich vergessen hatte, dass ich eigentlich gerne Sport mache. Durch eine Trennung hungerte ich mich förmlich runter, denn mein hochsensibles System konnte mit diesem Verlust damals überhaupt nicht umgehen und mein Körper verweigerte sich. Die Streifen lassen mich daran zurückdenken, an diese harte Zeit und daran, dass ich sie überstanden habe. Die Erinnerung ist sichtbar. Meine kleinen Besenreiser, für die ich mich echt geschämt habe, stehen mittlerweile für eine sichtbare Verbindung zu meiner Mama. Ich könnte auch sagen, sie ist Schuld und hat mir diese Veranlagung vererbt, aber eigentlich ist es schön, dass mein Körper eben ihrem ähnelt, weil sie ein Teil meines Ursprungs ist! Mein Bauch, der sich gerne aufbläht und meine Haut, die sich seit Jahren mit Akne rum schlägt, die beiden anzunehmen fällt mir wirklich schwer, denn oft fühle ich mich dadurch so unwohl in meinem Körper. Aber eigentlich zeigt sich darin, meine Sensibilität, meine hohe Reizempfindlichkeit und die Tatsache, dass meine inneren Grenzen sehr offen sind. Es ist mir tatsächlich ein sehr gut funktionierendes Warnsystem. Wenn ich meine Gefühle und eine Situation nicht ernst nehme, versuche meine Emotionen zu unterdrücken und darüber hinweg zu gehen, dann motzt mein Körper. Und wenn ich nicht hören will, motzt er solange bis er mich dazu zwingt hinzuschauen. Und je besser ich lerne, darauf zu hören, um so besser geht es mir. Nach wie vor spielt mein Umgang mit Stress in meinem Leben eine große Rolle und genau da reagiert mein Körper. Ich versuche, es als Aufgabe zu sehen. Ganz offensichtlich hab ich noch nicht die ideale Strategie gefunden und ich muss noch viel besser auf mich achtgeben. Im Moment hilft mir Yoga und Meditation ganz gut und ich habe das Gefühl, das könnte ein guter Weg für mich sein. Das Thema wäre dann schon wieder einen eigenen Blogartikel wert. Tja und dann ist da noch das Alter… mit 33 Jahren sind die Beine und der Hintern nicht mehr so knackig und auf meinem Kopf offenbart sich das ein oder andere graue Haar. Aber dafür fühle ich mich Tag für Tag mit mir selber wohler, mag ich mich immer mehr, kenne ich mich immer besser, werde immer selbstbewusster und weiß was ich will. Das war mit Anfang zwanzig noch eine ganz andere Nummer. Und so bin ich dankbar für die Reife, die mir das Alter bringt und meinem Körper dankbar, dass alles mit mir durchgestanden zu haben.

 

 

Und so beginnt Schönheit für mich Stück für Stück in ein anderes Licht zu rücken. Ich übe mich darin sie aus mir heraus entstehen zu lassen und sie zu fühlen und nicht von einem Medienbild, dass von Außen auf mich projiziert wird und dass mich dazu bringen soll, alles Mögliche zu konsumieren und zu tun, damit ich dem entspreche. Im Endeffekt muss nur ich mich selbst in diesem Körper zu Hause fühlen, aber weil er mein zu Hause ist für die Zeit, in der ich hier auf der Erde bin, sollte ich mir die größte Mühe geben mich mit ihm zu befreunden, anstatt ihn abzustoßen und täglich zu kritisieren.

 

Gestern Nacht hat mir das Leben diesbezüglich ein kleines Geschenk gemacht. Komplimente anzunehmen fällt mir übrigens auch super schwer. Auch da übe ich und kann unmöglich zu mir selbst sein… In dieser Nacht wurde mir von einem tollen Mann gesagt, wie wunderschön ich sei und im nächsten Satz meinte er, wie gut ich aussehen würde. Woraufhin ich ihn aufzog und meinte, er würde sich wiederholen. Und er machte diesen herrlichen Unterschied! Das gute Aussehen würde sich auf den Körper beziehen und das wunderschön auf das Innere. Ich mag diese Art der Betrachtungsweise, denn eigentlich erlebe ich das auch so. Völlig unabhängig von der Optik, kann ich die innere Schönheit von Menschen oft sehr schnell erkennen (und hier würde ich behaupten, da sind die sensiblen Menschen oft sehr talentiert für). Es ist, als würde ich tiefer sehen können, durch die Muster und Prägungen hindurch, bis zur Essenz. Und wenn ich Menschen auf diese Weise wahrnehmen kann, kann ich ihnen anders und viel authentischer begegnen. Ja, dann entsteht wirklich eine Begegnung und das sind wahrlich schöne Momente im Leben.

 

Also lasst uns versuchen den Fokus zu ändern. Sicherlich können wir es nicht von heute auf morgen ändern, uns von den typischen Schönheitsidealen freizusprechen, aber wir können versuchen ihre Bedeutung zu verringern. Und uns dafür auf die Suche nach der wirklichen Schönheit ins uns Menschen zu machen. Immer zuerst bei uns selbst und dann bei anderen, denn ich bin der festen Überzeugung, dass die Selbstliebe die Basis für alles ist. Je mehr wir uns selbst so mögen, wie wir sind, um so mehr werden wir strahlen und dieses Strahlen wird es sein, dass Menschen begeistert und in unser Leben zieht (nicht unsere äußere Schönheit, die ohnehin vergänglich ist).

 

Wie geht es dir mit dem Thema?