Ausruhen ist individuell!
Kannst du das? Ausruhen?
Als Menschen in einer überwiegend überaktivierten Gesellschaft ist es gar nicht so leicht, sich das Ausruhen zu erlauben und es zu erforschen. Für die Regulation unseres Nervensystems ist es aber essentiell wichtig.
Die Herausforderungen beim Ausruhen liegen zum einen darin, dass wir oft das Gefühl haben, wir müssten uns dafür rechtfertigen (immerhin gibt es da noch so viel zu tun, z.B. die Geschirrspülmaschine ausräumen, die Wäsche waschen und und und), zum anderen haben wir das Ausruhen oft gar nicht wirklich für uns persönlich erforscht.
Ausruhen wird ja meistens mit sich entspannt in die Badewanne legen und ein gutes Buch lesen assoziiert …
Frag dich mal selbst: Was assoziierst du mit ausruhen?
Tatsächlich glaube ich nicht, dass Ausruhen für jeden zu jeder Zeit dasselbe ist. In diesem Sinne trifft das natürlich auch auf Kinder zu! Ausruhen kann soooo vielfältig sein:
• ein Spaziergag am See
• Mittagsschlaf
• ein Gespräch mit einem Lieben Menschen
• Sport
• mit einem Haustier sein
• spielen
• Musik hören
• kuscheln
• tagträumen
• Yoga machen
• malen
• backen
• etc
Ausruhen für deine Seele muss nicht bedeuten nichts zu tun, es darf bedeuten genau das zu tun, was dich glücklich macht, dir leicht fällt, dich in den Flow bringt.
Als Kind war ausruhen für mich definitiv wirklich spielen. Alleine, frei, mit mir selbst, oder mit Freundinnen, aber nicht fremdbestimmt durch Erwachsene. Im Spiel habe ich den Tag verarbeitet, Abstand zu meinem Stress gefunden, mir meine Welten erschaffen, mich sicher und entspannt gefühlt.
Heute erlebe ich ausruhen oft in meiner Movementpraxis, wenn ich mich so langsam und sanft bewege und so sehr präsent bin, dass ich nichts weiter tun muss, außer in meinem Körper da zu sein UND ich liebe Mittagsschlaf. Aber vor allem ist es nicht immer gleich. Manchmal will ich mich gar nicht bewegen, sondern nur auf dem Sofa liegen und vor mich hinträumen, manchmal ist es das Spazieren gehen und in der Natur sein.
Ich glaube, es ist wirklich wichtig, dass wir lernen, unserem Körper zu vertrauen. Wir brauchen bei dem hektischen Leben, dass viele von uns führen Entspannungsphasen für unser System, sonst kann dieses nämlich irgendwann gar nicht mehr runterfahren und wir stecken in einer Spirale aus Stress fest. Und die Entspannungsphase darf jeden Tag anders sein!
Deswegen ist es auch so wichtig für Kinder das „Ausruhen“ nicht als „ruhige Zeit“ zu definieren. Es kann nämlich für ein Kind auch bedeuten zu spielen, stundenlang an einem Staudamm zu bauen, sich ganz und gar mit einem Lieblingsthema zu beschäftigen, zu schlafen oder das Lieblingsbuch vorgelesen zu bekommen.
Speziell in der Eingewöhnungszeit ist es von großer Bedeutung den Blick auf das Ausruhen nicht zu verlieren. Die Eingewöhnung ist anstrengend und bringt das Nervensystem häufig in einen gestressten Zustand. Das ist in Ordnung. Nur ist es wichtig, dass nach der fordernden Zeit im Kindergarten auch genügend Zeit für das Kind bleibt, um sich wieder zu regulieren (für Kinder ist Co-Regulation übrigens ganz besonders wichtig!), damit es überhaupt die Kapazität entwickeln kann, am nächsten Tag wieder in die Einrichtung zu gehen.
Beobachte mal, wie sich das System deines Kindes intuitiv versucht auszuruhen und lass dem Raum.
Lasst uns unsere Einzigartigkeit feiern.