Machst du dir manchmal Sorgen um dein Kind? Bemerkst du, dass es irgendwie anders ist? Sich Gefühle anderer schneller zu Herzen nimmt, viel beobachtet und dir endlos Fragen stellen kann? Beim Thema kratzige Kleidung bricht die Welt zusammen, Veränderungen machen Angst, genauso wie Geräusche oder viele Menschen. Und das wird für dich und dein Kind immer mehr zur Belastung in eurem Alltag? Manchmal ist dein Kind schrecklich wütend, oder es zieht sich ganz in sich zurück? Dann könnte dein Kind hochsensibel sein. Ich möchte dir im folgenden Blogartikel erzählen, was Hochsensibilität eigentlich ist und was das für dein hochsensibles Kind bedeutet.

Das Allerwichtigste: Hochsensibilität ist eine Veranlagung und KEINE Krankheit! 

 

Was ist Hochsensibilität?

Der Begriff der Hochsensibilität ist noch sehr jung und wurde 1997 von Elaine N. Aron geprägt. Wenn du dich ganz allgemein mit dieser Thematik befassen möchtest, empfehle ich dir das Standartwerk: Sind sie hochsensibel? Wie Sie Ihre Empfindsamkeit erkennen, verstehen und nutzen.  Wir wollen uns damit beschäftigen, was dieser Begriff nun eigentlich bedeutet. Bei einem hochsensiblen Menschen verläuft die innere Informationsverarbeitung anders. Seine Sinnesorgane sind nicht besser, als die von normal Sensiblen. Aber, sowohl die Sinnesverarbeitung, als auch die Reizung der Sinnesorgane ist komplexer. Eine andere Sinnesverarbeitung bedeutet, dass hochsensible Menschen Reize nicht so gut filtern können. Sie nehmen also mehr Informationen auf UND brauchen daher häufig länger, um sie zu verarbeiten. Die Reizung ihrer Sinnesorgane kann sowohl von außen, z.B. durch laute Geräusche, oder unangenehme Gerüche erfolgen, als auch innerlich z.B. durch seelische Eindrücke.   Es wird angenommen, dass etwas 15 bis 20 Prozent der Menschen hochsensibel sind. Auch im Tierreich ist diese Veranlagung zu beobachten.  Es braucht die mutigen Vorangeher, um neues zu entdecken oder zu entwickeln, ebenso wie die besonnen, feinsinnigen Beobachter, die erst die Situation analysieren und dann handeln. In frühen Kulturen waren hochsensible Menschen oft die Schamanen, Berater, oder Priester.   Man geht davon aus, dass Hochsensibilität vererbt wird. Das heißt, man kommt damit auf die Welt. In manchen Fällen kann eine besondere Sensibilität, aber auch durch ein Trauma ausgelöst werden.

Alles was ich hier auf dem Blog schreiben werde, bezieht sich auf die vererbte Hochsensibilität, die keine Krankheit ist, sondern eine Veranlagung!

  Diese Veranlagung kann als große Gabe, aber auch als große Belastung wahrgenommen werden. Unsere Gesellschaft ist nicht auf hochsensible Menschen ausgerichtet und diese leiden oft unter einer Reizüberflutung. Denn nicht immer bleibt genügend Zeit, um alle Reize zu verarbeiten. Bildlich gesprochen entsteht ein Stau. Und dieser wird immer größer, je weniger Zeit zur Erholung bleibt. Bei einer Reizüberflutung schüttet der Körper Hormone aus, ganz besonders steigt der Cortisolwert. Bleibt dieser Wert dauerhaft erhöht, kann der Körper sowohl mit körperlichen, als auch seelischen Symptomen reagieren. Hier beginnt oft der Leidensweg eines hochsensiblen Menschen.   Was Hochsensible besonders oft auszeichnet, ist ihr großes Einfühlungsvermögen und ihre Feinfühligkeit. Sie nehmen Stimmungen anderer sehr bewusst wahr und manchmal können sie keine Grenze ziehen, zwischen sich und der anderen Person. Das macht sie zu guten Zuhörern und wichtigen Ratgebern. Führt aber häufig dazu, dass sie sich erschöpft und ausgelaugt fühlen, oder Emotionen auf sich beziehen und verunsichert werden. Hochsensible Menschen müssen im Verlaufe ihres Lebens lernen sich gut abzugrenzen, sich rechtzeitig zurückzuziehen, und sich Raum und Zeit zu schaffen, um die Eindrücke zu verarbeiten.   Grundsätzlich erleben sich Hochsensible schon in der Kindheit als anders. Sie spüren ganz genau, dass sie sich von den „Normalen“ unterscheiden und es kann lange dauern, bis dies nicht mehr als Belastung empfunden wird. Was wirklich hilft, ist zu verstehen, warum man so anders ist!

Ein paar Merkmale hochsensibler Menschen:

 

  • Geräusche, Gerüche, Optik werden intensiv wahrgenommen
  • sie beobachten häufig und genau
  • sie sind sehr feinfühlig, spüren wie es dem anderen Menschen geht
  • haben ein ausgeprägtes Harmoniebedürfnis
  • besitzen einen hohen Gerechtigkeitssinn
  • sie haben ein reiches Innenleben
  • sie sind gute Zuhörer
  •  verfügen über große Hilfsbereitschaft

Ich kann wirklich nur jedem empfehlen sich mehr in die Materie einzulesen. Je besser du dein Kind (und häufig dich selbst) verstehst, um so besser kannst du nach passenden Lösungen suchen.  

Hochsensible Kinder sind besondere Kinder

Sie verarbeiten Reize anders. Sie verarbeiten Reize bewusster! Sicherlich kennst du die Situation, dass du deinem Kind die Entscheidung für etwas überlässt. Zum Beispiel, welche Schuhe es sich heute anziehen möchte. Und dann brauchst du viel Geduld oder besser Zeit! Denn dein Kind ist damit beschäftigt sich innerlich, oder verbal mit allen Möglichkeiten zu beschäftigen. Es denkt wesentlich gründlicher über sämtliche Aspekte nach, als „normal“ sensible Kinder. In der Schule kann das dann zu Problemen führen, wenn die Kinder z.B. mit dem Stoff nicht mitkommen. Auf der anderen Seite sind sie manchmal blitzschnell. Sie können intuitiv Wissen, Eindrücke und Beobachtungen miteinander verknüpfen und daraus Schlussfolgerungen ziehen. Es reicht ihnen, die Stimme und die Mimik von dir als Mama zu sehen, um zu wissen, wie es dir geht. Sie verstehen den Sinn einer Aufgabe schnell und manchmal nur durch Beobachtungen. Sie „sehen“ viel mehr und verfügen über ein Potenzial an innerem Wissen, dass sie meistens unbewusst nutzen. Manchmal erscheint es fast unheimlich, woher dass Kind etwas weiß, oder warum es genau das gemacht hat, was du dir gewünscht, aber noch gar nicht ausgesprochen hast.   Um ihre Fähigkeiten nutzen zu können, müssen sich hochsensible Kinder SICHER fühlen! Findet das Gegenteil statt, reagiert dein Kind mit Rückzug, weinen, Verweigerung oder Wut.   Zusammenfassend lässt sich sagen, dass hochsensible Kinder durch ihre Art der Reizverarbeitung eingeschränkt und langsam wirken können und sie gleichzeitig eine große Stärke durch ihre hohe Auffassungsgabe und ihr natürliches, empathisches Wissen besitzen. Im nächsten Teil werde ich ausführlicher darauf eingehen, welche Faktoren die Entwicklung von Kindern beeinflussen, welche Aufgaben du als Elternteil hast und welche Bedeutung die Lebensumwelt deines Kindes hat.   Kinder sind so bunt wie die Welt. Lassen wir uns von ihnen verzaubern. Deine Verena       Quellenangaben: Susan Marletta- Hart “Leben mit Hochsensibilität”